Ein etwas anderer Ostersonntag. Ich habe in der Orientierungswoche einige Mädels kennengelernt, die ebenfalls ein Erasmus-semester an der KU Leuven verbringen. Wir treffen uns beinahe jedes Wochenende und für das Osterwochenende hatten wir einen gemeisamen Brunch im Hinterhof meines Wohnhauses geplant. Da jedoch für Sonntag schönes Wetter vorhergesagt worden war, warfen wir spontan unsere Pläne über den Haufen und beschlossen statt am kommenden Dienstag sonntags einen Ausflug nach Brügge zu machen. Es hat sich in den letzten Monaten so eingebürgert, dass wir unsere Geburtstage gemeinsam feiern und uns Gutscheine für Ausflüge schenken. Zu meinem Geburtstag wurde ein Ausflug zur Schokoladenfabrik in Antwerpen gelant, den wir wegen unserer Zeit in Quarantäne leider verschieben mussten. Für einen weiteren Geburtstag hatten wir das Foltermuseum in Brügge als Ausflugsziel ausgewählt (das klingt vielleicht makaber, war aber im Kontext urpsrünglich eine lustige Idee).
Als wir das Musuem dann tatsächlich besuchten, stellte es sich aber als nicht ganz so amüsant heraus, da sehr vielen der ausgestellten Foltergeräte sehr explizite Beschreibungen oder sogar Illustrationen beigefügt waren, was dazu führte, dass uns mit der Zeit ganz schön mulmig wurde. Um uns nach dem Museumsbesuch etwas aufzumuntern flüchteten wir in ein Biergeschäft, indem es unzählige Sorten von Bier gab. Ich entschied mich dafür ein Bier mit dem klingenden Namen "Delirium" auszuprobieren, da auf dem Etikett ein rosaroter Elefant zu sehen war. Nachdem wir erfolgreich die Biere unserer Wahl erstanden hatten spazierten wir weiter Richtung Hauptplatz und bewunderten erst einmal den Brügger Belfried, der in die Stadthalle integriert ist. Wer den Film "Brügge sehen ... und sterben?" gesehen hat erinnert sich vielleicht noch an die zentrale Rolle, die der Belfried im Film gespielt hat.
Bevor wir uns jedoch an weitere Erkundungen machten kümmerten wir uns um unsere knurrenden Bäuche und holten uns etwas zu essen. Danach spazierten wir durch die Straßen. Da in Brügge die ganze Stadt sehr schön anzusehen ist war es nicht schlimm, dass wir uns nicht im vorhinein überlegt hatten, was wir sonst noch besuchen würden, wir schlenderten einfach umher und begutachteten die schönen Plätze und Fassaden.
Auf dem Platz vor dem Rathaus machten wir schließlich eine Pause, um unsere Biere zu verkosten. Wir erregten einiges an Aufsehen, denn eine der Mädels weihte uns in einen bulgarischen Brauch ein. Einer ihrer Mitbewohner in ihrem Studentenwohnheim hatte ihr ein Armband geschenkt mit dem Auftrag, dass sie das Armband auf den ersten blühenden Baum hängen sollte, den sie sieht. Das Bändchen hängt dann im Baum und beschützt ihn. Aus diesem Grund balancierte sie auf einem der Sessel unter den Bäumen, um einen niedrig hängenden Ast zu erreichen. Da sie keinen der Äste erreichen konnte endete die Aktion damit, dass sie mit einem Handyladekabel als Lasso und mit mir als Unterstützung damit sie nicht vom Sessel fiel nach den Ästen fischte, schließlich einen erwischte und das Bändchen darin befestigte.
Wir überlegten die Spitze des Belfreids zu erklimmen, aber als wir den Preis für die Eintrittskarten sahen überlegten wir es uns doch anders. Was sich jedoch als eine nette Überraschung herasustellte war, dass die Wolken sich verzogen und und es sonnig wurde, was die Stadt noch bezaubernder machte. Wir schlenderten noch ein paar Runden durch die Straßen, bevor wir uns auf den Heimweg machten.