Das Luciafest ist ein auf ein Heiligenfest zurückzuführender Brauch, der vor allem in Schweden sowie in Dänemark, Norwegen und unter Finnlandschweden und dänischen Südschleswigern verbreitet ist. Das Fest fällt auf den 13. Dezember, den Gedenktag der heiligen Lucia, der vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders in Schweden (im Jahr 1752) gut ein Jahrhundert lang der kürzeste Tag des Jahres war.
Da der 13. Dezember in Schweden in den mehr als hundert Jahren vor 1752 auf die Wintersonnenwende fiel, steht das Luciafest letztlich in der Tradition älterer Sonnenwendfeierlichkeiten. Auf welchen Wegen aus diesen Feierlichkeiten das heutige Luciafest entstand, ist jedoch schwer zu rekonstruieren.
Obwohl das Luciafest dem Namen nach ein Heiligenfest ist, ist es heute in Schweden wenig kirchlich geprägt. Die wichtigsten Elemente sind das Tragen von weißen Gewändern und Kerzen, der Verzehr von traditionellem Safrangebäck (lussekatter), das Singen von Lucialiedern, und die Wahl einer örtlichen Lucia.
Die Feierlichkeiten beginnen meist am Morgen in der Familie und setzen sich in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsplatz fort. Ein Mädchen, in der Familie traditionell die älteste Tochter, spielt die Lucia. Sie trägt ein weißes Gewand, ein rotes Band um die Taille und einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. Ihr folgen oft weitere Mädchen (tärnor), die Kerzen in den Händen halten, sowie manchmal auch Sternenknaben (stjärngossar), Pfefferkuchenmännchen (pepparkaksgubbar) und Wichte (tomtar) in einer regelrechten Prozession. Der Verbrennungsgefahr wegen tragen Kinder heute überwiegend elektrische Kerzen.
Auch in Norwegen, Dänemark und Finnland erfreut sich das Luciafest zunehmender Beliebtheit. In deutschen Partnergemeinden gibt es ebenfalls Veranstaltungen, zu denen meistens Gäste aus der jeweiligen Stadt eingeladen werden. Auch in Ungarn wurde die Tradition des Lucia-Festes (Lucia-Stuhl) seit 1990 wiederbelebt.
In Oberbayern wurde in der Kreisstadt Fürstenfeldbruck die mittelalterliche Tradition des Lucien-Häuschen-Schwimmen nach dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebt.
In Katalonien gibt es seit 1951 die Nit de Santa Llúcia („Nacht der heiligen Lucia“), ein literarisches Fest. Zu dieser Zeit werden einige der wichtigsten katalanischen Literaturpreise, wie der Premi Sant Jordi de novel·la, verliehen.
Lucia (* um 283 in Syrakus, Italien; † 304 ebenda) ist eine frühchristliche geweihte Jungfrau und Märtyrin. Sie wird in der katholischen und der orthodoxen Kirche, den skandinavischen und amerikanischen lutherischen Kirchen und der evangelischen Kirche in Deutschland als Heilige verehrt beziehungsweise als Glaubenszeugin in Erinnerung gerufen. Ihr Name Lucia bedeutet „die Leuchtende“, von lateinisch lux „Licht“. Die heilige Lucia gehört zu den Heiligen, die im Kanon des ersten Hochgebets genannt werden.
Eine Grabinschrift um 400 in der Katakombe San Giovanni in Syrakus und ihre Erwähnung in allen Martyrologien lassen es als sicher erscheinen, dass sie gelebt hat. Um 600 gab es bereits ein Luciakloster in Syrakus und Rom.
Die frühesten Beschreibungen ihres Martyriums sind aus dem 5. oder 6. Jahrhundert erhalten, wurden mit zahlreichen Wundern ausgeschmückt. Nach diesen Quellen war Lucia die Tochter eines reichen römischen Bürgers von Syrakus, der jedoch früh starb. Ihre Mutter Eutychia wollte sie verheiraten, doch Lucia hatte die Jungfräulichkeit um Christi willen gelobt und schob die Verlobung hinaus. Als ihre Mutter auf einer gemeinsamen Wallfahrt zum Grab der heiligen Agatha von Catania nach dem Gebet dort von den Leiden des Blutflusses geheilt wurde, stimmte Eutychia dem Gelübde zu. Lucias zurückgewiesener Bräutigam klagte sie in der diokletianischen Verfolgung als Christin an. Der Richter Paschasius wollte sie in ein Bordell bringen lassen, doch auch ein Ochsengespann und 1.000 Männer konnten sie nicht fortbewegen. Nach verschiedenen Martern und Wundern wurde sie schließlich mit einem Schwertstich in den Hals getötet. Andere Legenden berichten auch, dass man ihr die Augen herausgerissen hat.
Inwieweit das Luciafest in seiner in Schweden verbreiteten Ausprägung tatsächlich mit der heiligen Lucia in Zusammenhang steht, ist nicht eindeutig zu beantworten.
Einerseits verdankt das Fest seinen heutigen Status der Tatsache, dass der 13. Dezember in Schweden bis 1752 der kürzeste Tag des Jahres war. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass Kerzenlicht auch in anderen winterlichen und weihnachtlichen Bräuchen eine wichtige Rolle spielt (Weihnachtsbaum, Adventskranz). Landesweite Verbreitung erfuhr das Fest darüber hinaus nicht als kirchlicher Feiertag, sondern als Brauchtum.
Andererseits passt das Element des auf dem Kopf getragenen Kerzenkranzes zu Beschreibungen der heiligen Lucia. Von dieser wird bisweilen berichtet, dass sie um der freien Hände willen einen Kerzenkranz auf dem Kopf trug, wenn sie andere Frühchristen heimlich mit Lebensmitteln versorgte. Geht man einen Schritt weiter, lässt sich das weiße Gewand mit um die Taille geschlungenem roten Band als Verweis auf Lucias Christentum, ihre Zugehörigkeit zum Stand der geweihten Jungfrauen und ihren Tod als Märtyrin deuten. Lucia hatte die Ehelosigkeit um Christi willen gelobt und starb der Überlieferung zufolge an einem Dolchstoß in den Hals. In dieser Interpretation steht das weiße Gewand für ihre Jungfräulichkeit und das rote Band für das Martyrium.