IR DE COMPRAS

Weihnachtseinkäufe in Bolivien

Eine weitere wichtige Aufgabe der Volontäre, welche zurzeit praktisch unsere gesammte Zeit einnimmt, sind die Weihnachtseinkäufe.
Zu Weihnachten erhält jede Familie der Gemeinschaft ein Weihnachtsgeld von den Padrinos. Um sicher zu gehen, dass das Geld auch wirklich sinnvoll investiert wird ist es unsere Aufgabe, die Familien zu begleiten,
über die Errungenschaften Buch zu führen und nach dem Einkauf ein Foto zu machen.

Die Einkäufe sind so unterschiedlich wie die Familien. Während eine Mutter für jedes ihrer Kinder eine Kleinigkeit besorgt, freut sich bei einer anderen Familie die ganze Kinderschar immens über die moskitosicheren Türen für ihr Haus.
Wieder andere kaufen einfach einen scheinbaren Jahresvorrat an Zucker, Reis und anderen Lebensmitteln. Dass es beim Weihnachtseinkauf auch mal drunter und drüber gehen kann, erfuhr ich, als ich mit Señora Alejandra Dachplatten einkaufen ging und mich nach einer etwa halbstündigen Bekanntschaft auf ihrem Schoß sitzend wiederfand (Es war im Taxi sonst kein Platz mehr).


Inzwischen durfte ich schon sechs dieser Einkäufe beiwohnen. Die beiden schönsten waren der Ausflug mit Hausmama Rosmery zum "Barrio Lindo" und der zum Mercado mit Señora Ilda.

Señora Ilda holte mich auf die Minute pünktlich um halb vier beim Haus des Segens ab. Sie teilte mir mit, dass sie gerne auf den Mercado ganz in der Nähe des Haus des Segens gehen wollte und so machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Dabei tratschten wir ungewöhnlich viel (Ja, ich bin stolz auf mich). Obwohl der Mercado wirklich nicht weit entfernt ist, hatte ich vor diesem Tag noch keine Kenntnis über seine Existenz gehabt (ein Vorteil für uns Volos ist, dass wir durch das gemeinsame Einkaufen viele Märkte kennenlernen dürfen). Der Mercado befindet sich in einer schlecht beleuchtete Lagerhalle mit vielen engen Gängen. In den Mauern befinden sich dunkle Ausbuchtungen in die sich die kleinen "Stände" quetschen. Ein "Stand" besteht aus einer Unmengen an Waren aufgehäuft und aufgestapelt, alles in die Ausbuchtung gezwängt. Als Ilda einen Stand gefunden hatte, bei dem die Preise sich zu ihrer Zufriedenheit gestalteten, kauften wir Unmengen an Lebensmittel. Ilda steckte mir zwischendurch ein Minz-Schoko Zuckerl zu. Dann wurden die Einkäufe in ein Moto (Rikscha) gehievt und wir sausten zu Ilda nach Hause, wo ich mit Donuts und Cola weiter gefüttert wurde.

Der Einkauf mit Rosmery fand schon mal zeitlich zu ganz anderen Dimensionen statt.
Mein Wecker leutete um fünf Uhr. Irgendwie schaffte ich es mich durch die Nebel und leichte Desorientation der frühen Stunde zu kämpfen (i bin echt nix mehr gwohnt...) und pünktlich um sechs Uhr unten bei Rosmery im Hof zu sein. Verschlafen nahmen wir ein Micro, welches trotz der frühen Stunde zum Bersten gefüllt war (wie ich später erfuhr sind die Waren früh am Morgen billiger). Schließlich erreichten wir unser Ziel, einen Markt mit dem klingenden namen "Barrio Lindo" (= schönes Viertel), einer unbeschreiblich großen Ansammlung an Ständen mit Gewand und dazwischen wuselnd, unglaubliche Menschenmassen. Wir quetschten uns durch die Standreihen, auf der Suche nach Kleidung für Rosmerys Kinder. Wie Rosmery es schaffte sich zu Orientieren und bei dem Riesenangebot den Überblick behalten und einzelne Dinge auszuwählen ist mir ein Rätsel, doch nach etwa anderthalb Stunden hatten wir einige T-Shirts, Hosen und Schuhe beisammen und traten erschöpft den Heimweg an.

 

So unterschiedlich die Familien sind, so unterschiedlich sind auch ihre Weihnachts-Wunschlisten, was jeden Einkauf zu einem kleinen Abenteuer macht. Ich muss jetzt leider gehen, mein nächster Einkauf wartet schon auf mich, ich bin schon sehr gespannt, was mich dieses Mal erwartet...

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