Allerheiligen, Allerseelen
Der erste November war für uns nachmittags und der zweite November ganztägig frei. Uns wurde empfohlen, mit einer der Familien zum Friedhof zu gehen, um wieder einmal ein paar neue bolivianische Traditionen kennenzulernen.
Allerheiligen
Um auch heimische Bräuche zu pflegen beschlossen wir, zu Allerheiligen Allerheiligenstriezel zu backen. Annas Mutter versorgte uns mit einem Rezept und jeder Menge Tips und so starteten wir auch schon in unser erstes großes Backabenteuer. Für Marie und mich war es das erste Mal (oder zumindest das erste Mal seit einer Ewigkeit), dass wir Striezel flechten mussten und so sahen die Ergebnisse dementsprechend aus (obwohl ich finde, dass wir uns sehr gut geschlagen haben.)
Einige Schwierigkeiten bereiteten dann noch die bolivianischen Backrohre, welche einige Eigenheiten haben, aber ich denke wir waren alle sehr zufrieden mit den Resultaten und beschlossen das
Experiment beim nächsten mañana de los niños zu wiederholen.
Die Striezelchen verschenkten wir an unsere Hausmama, unsere Köchin, die Tías im Kindergarten und an einige mehr, sie freuten sich alle sehr.
Allerseelen
Am Montag in der Oracion hatten wir die Anwesenden gefragt, ob jemand von ihnen zum Friedhof fahren würde und sich jemand vorstellen könnte uns mitzunehmen. Señora Carmen hatte den Arm gehoben noch bevor wir die Frage fertig gestellt hatten und so wurde es beschlossen.
Heute früh um neun (Sie war überpünktlich.. wow!) stand sie dann vor unserem Tor. Ihren Sohn und ihren Enkel hatte sie im Schatten bei einem Baum geparkt und gemeinsam machten wir uns mit der
Micro 130 stadtauswärts auf den Weg. Die schlimmste Microfahrt unseres Lebens machte einige Faktoren aus: Sie war zum einen die (gefühlt) längste Microfahrt, da wir im Stau standen, zum zweiten
war es wohl auch die meiste Anzahl an Menschen, mit dern wir uns jemals in eine Micro quetschten mussten. Außerdem hatte Anna Migräne und so war die Stimmung während der Anreise etwas
gedrückt.
Wie der Name "Memorial Park" schon erahnen lässt, war der Friedhof weniger ein Hof sondern eher ein Park und so wurde er auch behandelt. Unglaubliche Menschenmassen wälzten sich über die Wegchen
auf die endlosen Grünflächen. Die Gräber waren gekennzeichnet durch
kleine rechteckige, beschriftete Steine im Boden, um die dann im wahrsten Sinne des Wortes die Zelte aufgeschlagen wurden. Die Familien packten Picknickdecken aus und es wurde am Grab
gepicknickt.
Für uns schien das alles ein bisschen skurril und wir waren ganz froh, dass wir nur Blumen und kein Essen mit hatten wie viele andere. Mit Carmen gemeinsam verbrachten wir einige Zeit am Grab
ihres Vaters. Ihr Enkel verstand das ganze Tamtam nicht ganz. Er fragte, warum wir die Blumen welche wir mitgebracht hatten hier lassen würden und Carmen erklärte ihm, sie wären für seinen
Urgroßvater, woraufhin er fragte, waann sich dieser Urgroßvater die denn holen würde. Sie erklärte daraufhin weiter, dass er nicht kommen würde, sondern dass sich der Urgroßvater hier unter der
Erde ausruhen würde. Der Kleine war den Rest unseres Aufenthalts am Grab damit beschäftigt, die Blumen wieder aufzustellen, wenn sie wieder einmal vom Wind umgefegt worden waren.
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Brigitte (Samstag, 04 November 2017 22:27)
Eure Allerheiligenstriezel sehen echt lecker aus. Ich würde mal vorschlagen, nächstes Jahr kommen wir zum Verkosten im Fichtenweg vorbei! ;-)
Kathi (Sonntag, 05 November 2017 18:00)
Liebe Brigitte,
die Allerheiligenstriezel können wir gerne zu Hause ausprobieren! Wie man sieht muss ich ohnehin noch ein bisschen an meiner Flechttechnik arbeiten...^^