Eine Frage des Blutes
Unser erster Besuch beim Arzt kam so unerwartet, wie man es von einem ungeplanten Arztbesuch eben erwarten würde. Zu allererst möchte ich Entwarnung geben: Nein, es ist niemandem etwas passiert!
Unser Arztbesuch war etwas anderer Natur und zwar erfordert die Beantragung einer Residencia - eines Jahresvisums - für welches wir uns inzwischen entschieden haben, unter unzähligen
Vorraussetzungen (ja, es ist wirklich so kompliziert wie ich das immer wirken lasse - mindestens!) auch die Kenntnis der eigenen Blutgruppe. Diese Kenntnis hatte eine meiner Mitbewohnerinnen
nicht. Nach kurzen Schreckensmomenten, aufgelösten Whatsapp Anrufen nach Hause mit der Bitte, noch einmal nachzuschauen, ob es nicht doch irgendwann festgestellt worden war, fällte Leonor
schulterzuckend eine Entscheidung: das Problem sollte einfach aus der Welt geschafft werden, also ab ins Gesundheitszentrum!
Zur nervlichen Beruhigung wurden noch selbst Desinfektionsmittel eingepackt - wie man merkt ist unser Vertrauen in das bolivianische Gesundheitswesen nicht allzu hoch. Wir marschierten zur
Guarderia, wo uns die Tías die weitere Richtung wiesen und nach einem insgesammt etwa halbstündigen Fußmarsch hatten wir unser Ziel auch schon erreicht: Das Gesundheitszentrum.
Wir wurden von der Empfangsdame in den Laborbereich geschickt, wo uns in einer kleinen Zelle, an welchen Rückwand ein großes leuchtendes Jesusbild angebracht war, ein sehr freundlich und
kompetent wirkender Doktor namens Percy empfing.
Dieser schien ob unserer Anfrage der Bluttypbestimmung total unbeeindruckt und ließ sich auch nicht wirklich aus der Ruhe bringen, als Anna und Marie auf seine Nadel deuteten und fragten "sin
bacteria?" (ohne Bakterien?) und "es desinfectado?" (ist es desinfiziert?).
Ein bisschen irritiert schien er dann schon, dass wir bei einer simplen Blutabnahme so ein Tamtam machten, das Ganze filmten und Marie so lachen musste, dass er ein zweites Mal ansetzen
musste.
Als es schließlich dann doch noch geglückt war warteten wir etwa zwanzig Minuten und bekamen dann das Ergebnis schön verpackt in einen Umschlag für 20 bs. (ein bisschen mehr als 2€) ausgehändigt.
Marie machte noch ein Fotto mit unserem inzwischen doch schon ganz schön verwirrten Doktor Percy. Er fragte, ob dies das erste Mal Blutabnehmen sei und wurde mit: "Das erste Mal Blut abnehmen in
Bolivien!" aufgeklärt.
Schwubs waren wir auch schon wieder auf dem nach Hauseweg, ein riesen Gewicht von den Schultern gelüftet: Arztbesuche in Bolivien sind gar nicht so schlimm, wie wir uns das vorgestellt haben und
für unser Visum ist ein weiteres kleines Steinchen aus dem Weg geräumt. (Maries Blutgruppe ist übrigens A positiv, genau wie meine :)
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