Schulaufführung von Ángel und Darling
Zwei der älteren Kinder aus dem Hort, Ángel und Darling, hatten uns zu einer Schultanzaufführung eingeladen und da wir wussten, wie sehr sie sich über unser Kommen freuen würden sagten wir
natürlich zu. Es wurde vereinbahrt, dass uns ihre Mutter samstags um 14:00 abholen sollte, um mit uns gemeinsam zum collegio (der Schule) der Beiden zu fahren. Wieder einmal trafen unsere
Gewohnheiten (das Bemühen pünktlich zu sein), auf bolivianische Gewohnheiten (beispielsweise anderen zu sagen, dass die Veranstaltung eine Stunde früher anfange als sie es eigentlich tut, damit
dann wenn die Veranstaltung tatsächlich anfängt auch jemand da ist).
Pünktlich um 14:00 saßen wir unten im Hof, alle drei herausgeputzt in Kleid und Bluse. Wir warteten eine Viertelstunde, nicht ungewöhnlich für bolivianische Verhältnisse, eine halbe Stunde, jetzt
wurde es schon langsam Zeit... Um dreiviertel Drei waren wir dann doch etwas irritiert, da die Veranstaltung um drei Uhr anfangen sollte. Wir gingen also zum Haus der Mutter von Ángel und
Darling. Diese hatte uns glücklicherweise nicht vergessen, sondern war nur noch nicht fertig.
Wir spurteten zur Micro und fuhren in die Stadt zum collegio, gerade rechtzeitig zu Darlings Aufführung kamen wir an der riesigen, laut beschallten Turnhalle an. Darling strahlte, als sie uns
sah, offensichtlich froh, dass wir es noch geschafft hatten.
Es wurden, soweit ich mitbekommen habe, von allen Klassen Tänze aufgeführt, die jungen zuerst (deshalb waren Darling und Ángel ziemlich am Anfang). Die Tänze waren alle traditionell für Bolivien,
jedoch aus den unterschiedlichsten Teilen des Landes, weshalb natürlich auch die Kostüme
variierten, um den jeweiligen Landesteil wiederzuspiegeln. Von bunten Anzügen kombiniert mit gemusterten Mützen (Tänze aus La Paz), über drachenähnliche Masken bis zu befederten Hüten, es war
wirklich ein kunterbuntes Spektakel. Es wurde Konfetti geschossen, Rauch gepustet und bei einem Tanz fütterten die Männer die Frauen mit Brot (das war natürlich der Tanz, welcher uns am Besten
gefallen hat, beziehungsweise am drittbesten nach den Tänzen von Ángel und Darling).
Wie wir es von der Parade, welche wir ziemlich am Beginn unseres Aufenthalts hier in Bolivien (ich glaube in unserer ersten Woche) gesehen hatten, schon kannten, gab es wieder Kostüme mit gewagt
kurzen Röcken und Burschen mit Schellen an den Schienbeinen, mit denen bis zum Umfallen gerasselt wurde. Außerdem natürlich die typischen endlos langen Röcke, Tönkrüge, welche die Frauen bei
manchen Tänzen trugen und Unmengen an Sombreros.
Die Jury betrachtete die Darbietungen kritisch, doch wie uns Darling mitteilte, würden die Ergebnisse erst an einem anderen Tag verkündet werden.
Anna, Marie und ich saßen die meiste Zeit nur mit offenen Mündern da. Das schrille bunte Treiben war eine wahre Reizüberflutung, bei der wir wieder einmal vieles über die bolivianische Kultur lernen durften. Darling und ihre Mutter bedankten sich nach der Aufführung sehr herzlich für unser Kommen (Ángel war noch auf der Suche nach irgendwelchen Sombreros). Warum sie sich so sehr über unseren Besuch freuen ist mir wie immer schleierhaft, aus welchen Gründen auch immer, es ist schön ihnen eine Freude zu bereiten.
Für so manchen Leser mag es irritierend sein, wie oft ich erwähne, dass sich die Menschen über uns freuen (für mich selbst ist es zumindest etwas irritierend), dazu will ich sagen, es ist einfach so. Die Menschen hier freuen sich einfach unglaublich über unsere Anwesenheit, sie erwähnen uns in ihren Gebeten, danken Gott für unsere Anwesenheit, segnen uns. Es ist seltsam und schön, wie sehr wir uns hier gebraucht und wertgeschätzt fühlen.
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