Unser erster Besuch im Supermarkt
Einem Besuch im Supermarkt wäre ja grundsätzlich nicht so viel Bedeutung zuzuschreiben, als dass man darüber einen eigenen Eintrag verfassen müsste.
Das unbeschreibliche Hochgefühl, dass uns jedoch beim Betreten des Supermarkts überfiel war so überwältigend, dass dies meiner Meinung nach den Eintrag rechtfertigt.
Der Weg bis zu unserem Besuch war nämlich gar nicht einmal so unbeschwert.
Wie schon im Vorfeld ausgemacht, holte uns der Taxifahrer Ramiro um halb fünf vor unserem Haus ab und fuhr mit uns in die Stadt zu einem Bankomaten. Zu unserer großen Enttäuschung funktionierte
jedoch keine der Bankomatkarten (ja, wir probierten alle Karten, und das an mehreren Automaten.) Aus welchem Grund auch immer hatten Anna und ich beide unsere Kreditkarten zu Hause gelassen und
so fuhr Ramiro mit uns zurück nach Hause und dann noch einmal in die Stadt, wo es dann schließlich klappte mit dem Geld abheben.
Nach diesem ganzen hin und her standen wir dann vor den Toren eines riesengroßen Supermarktes namens "HIPERMAXI". Uns wie kleine Kinder an Weihnachten freuend liefen wir hinein. Wir machten regelrecht Luftsprünge. Es war wirklich ein irrationales Hochgefühl!
Das Gefühl zu erklären ist unmöglich, wenn man sich nicht in der Situation befunden hat, einen kleinen Verständnisanstoß will ich jedoch versuchen. In den vergangenen Wochen hatten wir uns zum
Frühstück und Abendessen hauptsächlich von Brot ernährt. Und zwar von Brot mit Butter und Marmelade. Natürlich hatten wir die Mahlzeiten mit Obst und Gemüse, das es ja in großer Vielfalt auf der
Feria gibt, aufgepeppt, aber die Aussicht ein Jahr lang nichts anderes als Butter und Marmelade auf unsere Brote streichen zu können, war doch irgendwie nicht allzu erheiternd. Auf unserem
Kühlschrank, der mit Zitaten und Sprüchen übersät ist, hängt sogar ein Zettel, auf dem in großen, sehnsüchtigen Lettern geschrieben steht: "Brotaufstrich ist der fachsprachliche Oberbegriff für
streichfähige Lebensmittel von dickflüssiger bis pastenförmiger Konsistenz, die vor allem konsumiert werden, indem sie auf Brot aufgetragen werden." Und dann standen wir plötzlich im Supermarkt,
die Kinnladen gefühlt am Boden vor Erstaunen und Begeisterung, denn hier gab es wirklich alles!
Für ein paar Momente durchströmte uns ein seltsames Gefühl, eine Mischung aus Heimweh, dem Gefühl von Vertrautheit und Normalität. Natürlich hinterlässt der Gedanke einen seltsamen Nachgeschmack,
wenn man in Betracht zieht, für wie kurze Zeit wir es erst ohne das alles "aushalten"
mussten, vor allem in Anbetracht der Preise im Supermarkt, die sich wohl keiner unserer Nachbarn jemals leisten würde. Wie man sieht sind Gewohnheiten gar nicht so leicht abzulegen.
Nach einer, im Vergleich zu unserer anfänglichen Stimmung relativ kleinen Shoppingtour machten wir uns mit Ramiro wieder auf den Heimweg.
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