EMPANADAS

Eine Geschichte über unsere zweifelhaften Kochkünste

Der heutige Familienbesuch bei Señora Martina war eine besondere Freude! Dies ist nun unser dritter Besuch bei einer FAMUNDI Familie und von allen Familien wurden wir herzlich aufgenommen. Der heutige Besuch war jedoch besonders schön, da uns die Familie gleich in ihr Haus bat, was nicht selbstverständlich ist! (einerseits, weil sie uns kaum kennen, andererseits, weil die Häuser der Familien oft sehr klein sind und teilweise nur aus einem Raum bestehen, dadurch betritt man sofort einen sehr privaten Bereich.) Wir saßen eine Weile mit Señora Martina, ihrem Sohn Luis Guido und ihrer Tochter Viviana (alias Vivi/"Bibi", die Bolivianer sprechen das V wie ein B aus) die wir schon aus der Jugendgruppe kannten, beisammen, unterhielten uns und tranken das von uns mitgebrachte Fanta.

Luis freute sich augenscheinlich über unseren Besuch, denn er grinste bis über beide Ohren (er hat eine starke Beeinträchtigung und ist deshalb weder in der Lage zu sprechen, noch feste Nahrung zu sich zu nehmen. Señora Martina und Vivi kümmerten sich sehr liebevoll um ihn).

Schließlich schlug Senñora Martina vor, mit uns Empanadas zu machen. Wir waren uns erst unsicher, da es für die Volos ja eigentlich nicht erlaubt ist, Essen von den Familien anzunehmen, doch Señora Martina erzählte, dass auch die anderen Volos alle mit ihr gekocht haben, also willigten wir schließlich ein. Das machen der Empanadas war sehr lustig. Señora Martina knetete zuerst den Teig (Mehl, Wasser, Ei, ein bisschen Zucker, Salz und Öl), dann teilte sie ihn in kleine Stücke, die wir zu Bällchen formten. Die Bällchen wurden mit einem kleinen Nudelholz ausgerollt. Danach wurde geriebener Käse darauf gestreut und der Teig zu einer Tasche zusammengelegt. Das wichtigste war, dass zum Schluss die Täschchen mit einer besonderen Technik verschlossen wurden, damit der Käse nicht ausrinnt. Diese Technik ist gar nicht so einfach, doch ich denke, wir schlugen uns relativ gut.

Da mein Vokabular ja noch relativ beschränkt und daher die Anzahl meiner Gesprächsthemen limitiert ist, erwähnte ich die meiste Zeit nur, wie sehr ich Käse mag und daher machte mir Señora Martina mit dem übrig gebliebenen Käse eine Riesenempanada mit extra viel Käse und Vivi verlieh mir den Titel "el raton de FAMUNDI" (die Maus von FAMUNDI).

Nachdem wir alle Empanadas geformt hatten, wurden sie frittiert. Bibi bat uns dazu in die Küche, wir staunten sehr, denn obwohl das Haus irgendwie zusammengeschustert war (Wände aus Ziegel, Wellblech als Dach), war doch alles sehr liebevoll eingerichtet und sehr harmonisch. Außerdem war es sehr sauber. Vivi sagte bei unseren Kommentaren, dass wir ihr zu Hause sehr schön fänden, viele Menschen assoziieren Arm mit dreckig, aber arm ist nicht gleich dreckig.

 

Nachdem alle Empanadas frittiert waren, setzten wir uns nach draußen, tranken Kamillentee, tratschten und aßen die Empanadas (die Bolivianer essen sie mit Staubzucker - warum auch immer - den ließen wir jedoch lieber weg.). Ich verursachte einen großen Lacher, als ich versuchte zu erklären, dass wenn man in Österreich "einen Kater hat" dies dasselbe Wort ist, wie das Wort für eine männliche Katze - Kater. Da das Gespräch zuvor bei einer Suppe war, die mit Schweinsköpfen zubereitet wird (laut Vivi ein gutes Essen gegen Kater, deshalb kam ich darauf) nahm Vivi an, dass wir in Österreich Katzen gegen Kater essen und fragte entsetzt: "La gente come gatos en Ausria?" (Die Leute essen Katzen in Österreich?) Anna lachte so sehr, dass ihr schon die Tränen über die Wangen liefen, was die Bolivianerinnen umso mehr erheiterte.

Schon auf dem Hinweg hatte uns Señora Martina mit einem Funkeln in den lachenden Augen erzählt, dass die Volos sich bei ihr zu Hause immer sehr wohl fühlten und sie immer sehr gerne besuchten, in dem Ausmaß, dass sie sogar ermahnt werden mussten, die anderen Familien auch zu besuchen. Am Ende des Tages wussten wir ziemlich genau, warum dem so war.

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Kommentare: 2
  • #1

    dad (Samstag, 23 September 2017 21:04)

    das ist bis jetzt meine Lieblingsgeschichte... und nur Hauskatzen essen, ja keine herumstreunenden... und lasst den anderen auch noch welche übrig!

  • #2

    Kathi (Sonntag, 24 September 2017 02:57)

    Das freut mich zu hören und geht mir genauso! Es war wirklich ein sehr schöner Nachmittag! Das mit den Katzen verschieben wir glaube ich noch, aber nächsten Sonntag machen wir wie von Vivi versprochen Suppe mit Schweinskopf! Ich bin jetzt schon gespannt und angeekelt!