ÜBERRASCHUNGEN

Gerade, als mir ein wenig die Ideen ausgehen, über was ich als nächstes schreiben soll, hat Bolivien wieder einmal eine Überraschung für uns parat. Als wir heute auf dem Weg zur Feria (Wochenmarkt) waren, fanden wir plötzlich eine der großen Straßen gesperrt vor und überfüllt mit Menschen. Wie uns eine Bolivianerian aufklärte, handelte es sich bei der Parade an bunt kostümierten, tanzenden Menschen um eine einmal im Jahr stattfindende Veranstaltung, bei der Volkstänze aufgeführt werden. Unzählige Gruppen, von je ungefähr 30 Jugendlichen, angeführt von jeweils einem Auto, welches für die Musik verantwortlich war, tanzten an uns vorbei zu einem Stand, wo eine Jury saß und einige Pokale aufgebaut waren. Dort führten sie ihre Choreographien auf und tanzten dann weiter die Straße entlang. Das ganze erinnerte ein bisschen an einen Faschingszug und war sehr unterhaltsam! Eine weitere Überraschung (in diesem Fall vielleicht weniger kulturell interessant, aber für uns nicht weniger erfreulich..) war, dass wir nach zwei Tagen des Suchens und der Ratlosigkeit endlich unsere Wäsche gefunden haben! (Rosmery hatte sie auf unserer Terrasse aufgehängt.)

Das was wir vom Tanz bei der Parade gesehen hatten, konnten wir am selben Abend noch in die Tat umsetzen und zwar bei der Jugendgruppe. Die Jugendgruppe findet jeden Samstag um etwa 18:00 statt. Heute waren es etwa zehn Jugendliche, die in einem Sesselkreis beieinander saßen. Gemeinsam wurde gebetet, Julia, die Leiterin der Gruppe schloss uns sehr nett in das Gebet ein und so beteten wir auch für unsere Familien zu Hause. Nach dem Gebet stellte sich jeder kurz vor, für mich wurde netterweise übersetzt. Als nächstes gab es Tee, Kaffe und etwas zu Essen (Teigtaschen mit Käse und Teigtaschen mit Schinken, und Teigtaschen mit noch mehr Käse, alles höchst traditionell). Danach verkündete Julia, dass sie mit uns gerne an irgendeiner Tanzveranstaltung teilnehmen würde. Einige der Jugendlichen (vor allem die Burschen) waren nicht sonderlich begeistert. Wie auch immer, sobald der Lautsprecher funktionierte wurde getanzt. Wir Österreicherinnen entpuppten uns im Vergleich zum südamerikanischen Hüftschwung als bewegungsunfähige Trampel, aber was man uns zugute halten musste war, dass wir es wenigstens versuchten! Wir tanzten, um auch etwas aus unserer Heimat zu demonstrieren, eine Spitzenpolka und nach einiger Zeit bequemten sich auch die Burschen dazu, mitzutanzen. Es war ein sehr lustiger Abend und für uns Volos war es sehr schön, endlich auch Gleichaltrige kennen zu lernen.