Annas längster Geburtstag
Wenn man in ein völlig fremdes Land geht - und das noch dazu für längere Zeit - ist es meiner Meinung nach vollkommen nachvollziehbar, wenn nicht gar notwendig, die Entscheidung zu einer solchen Reise oft zu überdenken und zu hinterfragen, ob dies auch wirklich das Richtige war. Die Bolivianerinnen und Bolivianer besitzen die faszinierende Gabe, mich immer wieder aufs Neue davon zu überzeugen, diese Frage mit einem JA! zu beantworten.
Unser erster Tag in Bolivien fing schon einmal turbulent an, indem wir um halb vier Uhr früh (Ortszeit, d.h. bei uns zu Hause etwa 10 Uhr vormittags) in Santa Cruz landeten. Nach einigen Passkontrollen wurden wir zu unserer großen und äußerst freudigen Überraschung bereits von Leonor, der Leiterin des Projektes vor Ort und von Ramiro, einem Taxifahrer, mit einem Schild, auf dem in großen Buchstaben "Anna Marie Kathi" stand, in Empfang genommen. Dies war die Erste in einer langen Reihe von kommenden, herzlichen Umarmungen.
Am Abend unseres ersten Tages wurde ein kleines Willkommensfest veranstaltet. Zuerst wurde gemeinsam gebetet. Danach wurde uns von einer begeisterten Sängerin ein Ständchen gesungen (bzw. einige Ständchen...sie war wirklich begeistert^^). Es wurde in traditioneller Tracht getanzt und natürlich wurden auch wir zum Tanz aufgefordert. Das absolute Highlight stellten jedoch nicht die Kekse und der Fruchtsaft dar, welche gereicht wurden, sondern der Moment, in dem Leonor Anna in eine Schneekönigin, beziehungsweise Mehlprinzessin verwandelte, indem sie eine Tasse Mehl über ihren Kopf schüttete. Der 11te September, welcher für uns drei Volontärinnen schon ziemlich lange dauerte (wegen der 6 h Zeitverschiebung) ist nämlich Annas Geburtstag, weswegen Marie und ich ihr auch schon in luftiger Höhe im Flugzeug ein Liedchen gesungen hatten. Das Mehl, eine der vielen bolivianischen Geburtstagtraditionen, war eine sehr staubige Angelegenheit, die Anna netterweise durch eine Umarmung mit mir teilte.
Am Ende des Abends schmerzten meine Mundwinkel vor lachen. Ein sehr seltsames Gefühl. Wir werden uns wohl noch an die herzliche, offene Art der Bolivianerinnen und Bolivianer gewöhnen. Ich persönlich hoffe sehr, dass ich ihnen in dieser Hinsicht noch um einiges ähnlicher werde!
Kommentar schreiben